Marc und Philipp Grassi (im Bild) wollten ihr Mehrfamilienhaus bloss sanieren. Entstanden ist ein topisoliertes Gebäude mit PV, ZEV, Wärmepumpe und vorbereiteten E-Ladestationen.
Die Mieterinnen und Mieter des Mehrfamilienhauses an der Margarethenstrasse 41 in Binningen beziehen günstigen und sauberen Strom vom Dach, heizen ihre Wohnungen über die hauseigene Wärmepumpe, sparen durch die Wärmedämmung Heizkosten und können in Zukunft ihr E-Auto bequem zuhause aufladen. Wie sie das finden? «Sensationell!», sagt Mieter Fabian Binder stellvertretend für seine Nachbarn. «Es ist ein gutes Gefühl, mit unserem neugeborenen Sohn Tim so ökologisch und ruhig zu wohnen», sagt der stolze Familienvater.
Wir stellten erstaunt fest, dass eine Indachanlage kaum teurer kommt als die Erneuerung des Eternitdachs.
Wenn schon, denn schon
«Wir wollten weg vom Gas, um den CO2-Ausstoss zu verringern, eine vollflächige Photovoltaik-Anlage hatten wir aber nicht vorgesehen», sagt Philipp Grassi. «Die Energiekrise veranlasste uns jedoch dazu, unsere Pläne zu überdenken. Wir stellten erstaunt fest, dass es kaum teurer ist, eine Indachanlage auf der ganzen Dachfläche zu installieren, als die Restflächen mit Eternit einzudecken.» Der Entscheid für eine vollflächige PV-Anlage war daher schnell gefällt. Ganze 55‘000 kWh soll die geplante Anlage produzieren – was dem Strombedarf von 12 Einfamilienhäusern oder 35 Wohnungen entspricht. Doch, wohin mit so viel Strom? Einspeisen? Oder den Mieterinnen und Mietern verkaufen? Grassis entschieden sich für Letzteres, was dank einem «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch – kurz ZEV» möglich war. Dabei erhält jede Mietpartei einen eigenen Zähler für die individuelle Abrechnung und kann über ein Online-Portal verfolgen, wann sie wie viel Strom vom Dach und wie viel vom Netz bezieht. Fabian Binder findet das wertvoll: «Bisher haben wir Strom einfach genutzt, ohne nachzudenken. Die App macht den Verbrauch sichtbar».
Stromtankstellen vorbereitet
Die Vorbereitung für E-Mobilität hätten sie hingegen von Anfang an vorgesehen, sagt Philipp Grassi. «Als begeisterter E-Autofahrer weiss ich, wie wichtig es ist, dies bereits beim Bau einzuplanen, damit mehrere Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden können.» Bauleiter Olivier Fisch pflichtet ihm bei: «Es ist eine verpasste Chance, wenn man heute bei Neu- und Umbauten auf Photovoltaik und die Vorbereitung für E-Mobilität verzichtet.» Denn gerade das Gesamtpaket sei interessant, um bezüglich CO2-Reduktion, Dekarbonisierung und Energieeffizienz voranzukommen. «Und heute gibt es ja auch bei PV-Modulen ästhetisch interessante Optionen.»
Aufwändiges Projekt
Das Mehrfamilienhaus mit den 7 Wohnungen und einem Atelier wurde im Jahr 1987 gebaut. «Die Sanierung war dringend notwendig», sagt Philipp Grassi. «Doch dafür mussten die Mieterinnen und Mieter ihre Wohnungen verlassen. Wir haben sie bei der Suche nach einer neuen Bleibe unterstützt und allen angeboten, nach der Sanierung zu denselben Bedingungen zuzüglich des generierten Mehrwerts wieder einzuziehen.» Das Haus wurde komplett saniert, professionell gedämmt und das überhängende Dach entfernt. «Die Architektursprache ist heute eine ganz andere», sagt Olivier Fisch und blickt zufrieden auf das harmonisch in die Umgebung eingebettete und in schlichten Naturtönen gehaltene Gebäude.
IWB als wertvoller Partner
Auf der Suche nach einem Partner wurde Olivier Fisch auf IWB und durch deren Beratung auf die heutigen Möglichkeiten wie die Stromverwendung für Mieter oder die vollflächige Integration einer PV-Anlage aufmerksam. Laut Stefan Bucher, Experte für PV-Lösungen bei IWB, waren die Entscheider von Beginn weg offen und interessiert bezüglich der Optionen bei einem Neubau oder einer Sanierung. Es war die erste Zusammenarbeit zwischen dem Architekturbüro Glaser Saxer Keller AG und IWB. Bereits würden weitere Projekte aufgegleist, sagt Olivier Fisch. «Wir haben zu wenig Spezialwissen auf diesem Gebiet. Daher sind wir auf Leute angewiesen, die den Markt kennen und uns kompetent beraten.»
Vieles richtig gemacht
Mit Wärmepumpe, vollflächiger Indachanlage des Schweizer Modulanbieters Arres, ZEV und E-Mobilität ist das Gebäude perfekt für die Zukunft vorbereitet. «Das ist ein gutes Gefühl», sagt Philipp Grassi. «Wir haben vieles richtig gemacht.» Der Umgang mit den Mieterinnen und Mietern sei konstruktiv gewesen und sie hätten gute Partner an Bord gehabt – von der Planung über die PV-Beratung durch IWB bis zu den Unternehmen und Handwerkern aus der Region. Nur das I-Tüpfelchen fehle noch: «Irgendwann werden wir wohl auch einen Energiespeicher einbauen lassen, um noch mehr vom eigenen Strom im Gebäude nutzen zu können.»
Anlagendetails | |
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Leistung | 61 kWp |
Ertrag | 55 000 kWh |
Module | Indach Arres 400 |
Fachpartner | Selnet |
Fertigstellung | Dezember 2022 |
Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) | alle Mieter, ein Gewerbe plus Allgemeinstrom |
E-Mobilität | Leerrohre vorbereitet; erste Anfragen von Mietern |
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