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Energiegeschichten

Wie Basilisken das Licht der Welt erblicken

Der Kopf des Basilisken ist am Werkbank im Schraubstock eingespannt.
Seit 1892 prägen sie das Basler Stadtbild: die Basiliskenbrunnen. Entworfen hat sie Wilhelm Bubeck, ehemaliger Direktor der Basler Gewerbeschule. (Fotos: Christian Flierl)

Der Basilisk gehört zu Basel und die Basiliskenbrunnen zum Stadtbild. Angefertigt werden sie in einem aufwendigen Verfahren und aus Bronze. Die Geschichte über ein altes Handwerk.

Jedes Kind in Basel kennt ihn – den Basilisken. Ein Fabeltier, halb Hahn, halb Drache mit übermenschlichen Kräften, nur zu zähmen durch sein Spiegelbild. Der Basilisk ist Schildhalter des Basler Wappens, Teil der Basler Kultur. Eine Kultur, die auch IWB mitträgt: Der Basiliskenbrunnen spendet Trinkwasser für Alt, Jung – und Hund, eines eigenen Beckens auf Strassenhöhe sei Dank. 28 dieser ikonischen Wasserspeier stehen in der Stadt, ein paar weitere sind in der ganzen Welt verteilt, darunter Zürich, Wien und Shanghai.

Die Ikone und die Zeitzeugin

Der Basilisk ist von Kopf bis Schwanzspitze aus Bronze. Schwere, wertige Stücke, gemacht fast für die Ewigkeit. Denn richtig verarbeitet, überdauern Bronzeteile Jahrhunderte. Eine Lebensdauer, die dem Basilisken im Stadtalltag nicht vergönnt ist, etwa, weil ihn unachtsam rangierende Lastwagen mitsamt Brunnen umstossen. IWB lagert dafür einen überschaubaren Vorrat Ersatzbrunnen. Schrumpft der Vorrat und müssen neue Basilisken her, schreibt IWB einen Auftrag im Submissionsverfahren aus. So kam es, dass Basilisken in Aarau das Licht der Welt erblickten. Dort ist die Firma H. Rüetschi AG, die sie bereits für IWB herstellte. Vor über 650 Jahren gegründet, ist sie nicht nur eine der ältesten Firmen der Schweiz, sondern auch die letzte einheimische Kirchenglockengiesserei. Aus Bronze giesst sie längst nicht mehr nur Glocken, sondern auch Kunstobjekte oder Auftragsarbeiten wie den Basilisken.

Silvie Gorath lässt die Küvette zum Abkühlen ins Wasserbad. Darin ist ein Basiliskenkopf.
Silvie Gorath lässt die Küvette zum Abkühlen ins Wasserbad. Inhalt: ein Basiliskenkopf, zirka 650°C heiss.

Viele Schritte in Handarbeit

«Die grösste Arbeit haben wir nach und vor allem vor dem Guss», meint Silvie Gorath. Und erklärt: Zuerst fertigt sie von einer Urform ein Negativ aus Silikon an, aus dieser wiederum einen Ausguss aus Wachs, dem eigentlichen «Modell» für den Guss. Dieser Ausguss wird durch einen Gipskern und Nägel stabilisiert und erhält ein wächsernes Eingusssystem, durch das später die Bronze gleichmässig fliessen soll. Wenn die Wachsform perfekt ist, wird um sie herum die Gussform hergestellt und das Wachs ausgeschmolzen. «Es ist diese komplexe Abfolge aus Positiv- und Negativform, die mich am Bronzeguss fasziniert», erklärt Silvie Gorath.

Silvie Gorath fertigt eine Form für den Basilisken aus Silikon an.
Präzisionsarbeit: Bis die Gussform bereit ist, vergehen viele Stunden Arbeit.

Ihr Arbeitskolleg Philipp Rüfenacht ist Gusstechnologe. Ein Beruf, den hierzulande nur noch wenige lernen. Wie auch die H. Rüetschi AG eine der wenigen Giessereien ist, die noch Bronze verarbeitet. Für IWB fertigte sie Basiliskenbrunnen originalgetreu an – in Bronze und Handarbeit. Nur wenig neue Technik ist hinzugekommen, etwa die Unterdruckgiessanlage, der noch feinere Strukturen ermöglicht. Auch IWB wendet sie an. Die Brunnen, die als blanke Metallkorpusse nach Basel gelangen, erhalten eine moderne Hartlackschicht; die Wasserzufuhr erfolgt über einen lebensmittelechten Kunststoffschlauch.

Ein Mann giesst Bronze aus einem Gefäss in ein anderes.
Bronzenguss ist ein jahrhundertaltes Handwerk.

Unikate in Perfektion

Aus acht Teilen besteht der Basilisk. Weitere acht, etwa für das Becken und den Sockel, fertigt eine Partnergiesserei aus Gusseisen an. Der Basilisk jedoch besteht nur aus Bronze – und zwar solcher, die schon einmal gegossen wurde. Die Giesserei mag ein altes Handwerk mit eigenen Ritualen sein – doch die Nachhaltigkeit kennt sie vermutlich schon länger, als es einen Begriff dafür gibt.

Silvie Gorath und Philipp Rüfenacht giessen Bronze in Barren.
Nichts vergeuden: Die restliche Bronze wird in Barren gegossen.

Warum überhaupt Bronze? Sie fliesse gut und erlaube so sehr genaue Abbildungen, antwortet Silvie Gorath. Zudem sei sie als Halbedelmetall antibakteriell. Vor allem aber ermögliche Bronze wunderbare Formen, unendlich fein und doch nie hundertprozentig wiederholbar. «Kein Teil gleicht genau dem anderen», erklärt sie. Trotzdem muss sie jedes Stück des Basilisken in Form und Machart perfekt beherrschen. Eines nach dem anderen, erst dann wird die Serie gegossen.

Hätten Sie es gewusst?

Der Basilisk ist seit dem 15. Jahrhundert der Wappenhalter der Stadt Basel. Wie es dazu kam, darüber gibt es mehrere Legenden. Bekannt wurde er ab dem 16. Jahrhundert in ganz Europa. Denn Basel exportierte Papier, das als Wasserzeichen einen Baselstab aufwies, der von einem oder zwei Basilisken gehalten wurde.