zum Main Content
Klimadreh
Magazin

IWB erklärt

So kommt die Fernwärme in den Radiator

Blick aus der Vogelperspektive auf die Stadt Basel im Abendlicht.
Wärmekreisläufe in der Stadt: Basel hat ein Fernwärmenetz und viele Haushalte mit Heizungen. Alle haben Vor- und Rücklauf, sind aber getrennt. (Foto: Aviaticfilms)

Was passiert eigentlich mit Fernwärme, wenn sie unter der Strasse die Kurve hin zu meinem Haus nimmt? Habe ich dann «Fernwärme in der Wohnung»? Also dasselbe heisse Wasser?

Für Expertinnen und Experten klingt diese Frage vermutlich naiv, und die kurze Antwort, so viel kann ich bereits verraten, ist eindeutig «Nein». Aber die lange Antwort finde ich trotzdem spannend! Denn durch die Radiatoren fliesst heisses Wasser, durch die Fernwärmeleitungen ebenfalls. Was passiert da dazwischen?

Vorlauf und Rücklauf bei der Heizung zu Hause

Bei einer klassischen Heizung mit einem Brenner ist das Prinzip sehr intuitiv. Es gibt einen Wasserkreislauf im Haus, der die Radiatoren mit dem Brenner verbindet. Der erhitzt im Keller das Wasser, das heiss zum Radiator fliesst, dort über die grosse Oberfläche seine Wärme an die Raumluft abgibt, und danach etwas kälter zurück Richtung Brenner fliesst. Dort beginnt der Kreislauf dann von vorn. Man nennt die beiden Abschnitte Vorlauf und Rücklauf. Bitte merken, beide Begriffe tauchen gleich wieder auf.

Fernwärme: technisch ähnlich und doch anders

Bei der Fernwärme kommt die Wärme, wie der Name sagt, von weiter weg. Eine zentrale Produktionsstätte erzeugt sie und speist sie in ein grosses Netz ein. Das ist ebenfalls nichts anderes als ein Kreislauf, weshalb auch das Fernwärmenetz einen Vorlauf und einen Rücklauf hat. Deshalb werden beim Fernwärmeausbau auch jeweils zwei Rohre in der Strasse verlegt. Im Unterschied zu unserer Heizung zu Hause ist das Wasser im Vorlauf der Fernwärmeleitung aber über 100 Grad heiss und hat einen Druck von 20 Bar und mehr. Es ist also gut, dass die Fernwärme nicht direkt in die Wohnung kommt. Unsere Leitungen in der Wohnung könnten mit solchem Druck nicht umgehen. Und wir nicht mit solchen Temperaturen.

Vorlauf und Rücklauf bei der Fernwärme

Was es braucht, ist ein sogenannter Wärmetauscher. Der übernimmt die Funktion des Brenners, aber er braucht kein Feuer, sondern enthält Metallplatten. Sie übertragen die Wärme aus der Fernwärmeleitung in die Heizungsrohre: Auf der einen Seite des Wärmetauschers fliesst das heisse Wasser der Fernwärmeleitung, auf der anderen das Wasser aus den Heizungsrohren des Hauses. Dabei gibt der Vorlauf der Fernwärmeleitung Wärmeenergie ab und fliesst abgekühlt als Rücklauf Richtung Wärmeproduktion. Das Wasser in den Heizungsrohren macht dasselbe wie bei einem normalen Brenner: warm zum Radiator, etwas kälter wieder zurück zum Wärmetauscher. Zwei Kreisläufe, die sich berühren, der eine gross und energiereich, der andere kleiner, dafür x-fach in der Stadt vorhanden.

Hohe Temperaturen über weite Strecken

Wer bis hierher gelesen hat, fragt sich vielleicht, wie der Vorlauf der Fernwärme eine so hohe Temperatur über so weite Strecken halten kann. Erstens werden die Fernwärmeleitungen selbstverständlich gut isoliert. IWB verlegt sie zweitens, wo immer es geht, auch tiefer in den Boden als andere Leitungen, damit die Erde eine extra «natürliche Isolationsschicht» bildet. Alles in allem eine andere Grössenordnung als das, was sich daheim rund um den Radiator abspielt.