Auch die Margarethenbus AG stellt ihre Busflotte auf Elektroantrieb um. Und das bei einer gar nicht so einfachen Ausgangslage
Christian Balmer schaut zufrieden auf die acht Busse, die im Basler St. Alban-Quartier vor ihren Schnellladern stehen. Fahren würde er sie zwar nicht selbst, meint der Betriebsleiter der Margarethenbus AG. «Ich komme aus dem Taxigeschäft, wie das Unternehmen auch.» Es war einst das erste Taxiunternehmen Europas. Doch seither ist viel passiert, und die Ladestationen kommen genau im richtigen Moment.
Unsere Linienbusse sind fast drei Jahre früher vollelektrisch, als es das Gesetz fordert.
Seit 1979 fahren auch Busse für das Unternehmen, seit 2002 ausschliesslich. Einige davon sind im Linienbetrieb im Auftrag der Basler Verkehrsbetriebe BVB unterwegs. Seit Mai 2024 tun sie dies elektrisch. «Fast drei Jahre früher, als es das Energiegesetz des Kantons Basel-Stadt verlangt», sagt Balmer.
Mit Schnelladern emissionslos unterwegs
Der Weg war für Christian Balmer und die Margarethenbus AG vergleichsweise kurz. Denn 2022 schreiben die BVB den Vertrag für den Betrieb der Busstrecken neu aus, welche die Margarethenbus AG bedient. Eine Bedingung im Vertrag ist der Busbetrieb mit emissionsfreien Fahrzeugen. Gar nicht so einfach für einen Vertrag, der maximal zehn Jahre läuft. «Eine Infrastruktur mit Gelegenheitsladern hätten wir niemals amortisieren können», meint Balmer. Also schlägt die Margarethenbus AG ein System mit Schnellladern vor – und erhält den Zuschlag.
Im Betrieb wird der E-Bus nicht leer
Im Normalbetrieb kommen die Busse nach jeweils fünf Stunden zurück ins Depot. Das sei die Fahrzeit, die das Arbeitsgesetz erlaube, erklärt Christian Balmer. «Dann stecken die Chauffeusen und Chauffeure die Fahrzeuge ein. Für die Weiterfahrt auf der Linie nehmen sie ein volles.» Mit weniger als 60 Prozent Ladezustand käme nie ein Bus zurück. «Wir konnten in der Ausschreibung keinen Testbetrieb fahren, also mussten wir die Kapazitäten ausrechnen. Dabei waren wir eher konservativ.» Die Ladezeit für einen leeren Bus beträgt maximal drei Stunden, dank der Schnelllader, die IWB gemeinsam mit einer neuen Trafostation in nur zwei Monaten erstellt hat.
Wer jahrelang gelernt hat, dass ein Fahrzeug rollt, sobald man das Gaspedal loslässt, muss da umdenken. Da braucht es viel mehr Feingefühl.
Kein ungewolltes Kopfnicken mehr
Für die Chauffeusen und Chauffeure sind die neuen E-Busse zunächst gewöhnungsbedürftig. Christian Balmer verweist auf die Rekuperation, also das Laden beim Bremsen. «Wer jahrelang gelernt hat, dass ein Fahrzeug rollt, sobald man das Gaspedal loslässt, muss da umdenken. Da braucht es viel mehr Feingefühl.» Das werde allerdings durch ein sanfteres Fahren belohnt. Und das wiederum würden auch die Fahrgäste merken. «Da gibt es kein unfreiwilliges Kopfnicken im Stossverkehr mehr.» Für die neuen Busse und ihre nahtlos funktionierende Infrastruktur – dafür kann man gerne anerkennend nicken.
Das Projekt im Überblick
- 7 DC Ladesäulen mit jeweils 180 kW Ladeleistung, eine neue Trafostation, Lieferung von 100 Prozent Ökostrom
- Planung, Realisierung und Betrieb der Ladeinfrastruktur durch IWB. Dazu Wartung und Soforthilfe inkl. 24/7 Pikettdienst
- Intelligentes Laden mit ISO 15118. Dies erleichtert die Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladestation.
- Die Plug-and-Charge Technologie ermöglicht das einfache und sichere Laden der Busse ohne RFID-Karte.
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