Die Swiss Indoors sind für Basel und die Tenniswelt ein Topevent. Punkten will das Turnier auch bei Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Am Matchtag gibts erste Resultate.
Zwei Stunden vor dem Match ist es ruhig in der St. Jakobshalle. Nur Mike Ritter ist schon länger unterwegs. Dabei denkt er vermutlich an Daten – allerdings keine Spielstände, sondern solche zu Temperatur und Luftqualität. Denn bei der diesjährigen Austragung der Swiss Indoors überwachen Sensoren genau, wie sich die Luft im Gebäude verhält. Das Ziel: Nur dort lüften und heizen, wo es nötig ist, und so Energie sparen. «Ich lerne gerade meine Halle neu kennen», scherzt Ritter, der für die Technik in der St.Jakobshalle zuständig ist, während er vorbei an den Ständen im VIP-Bereich geht. Mit dabei ist Sandro Onorati, Energieberater bei IWB, der immer wieder einen Sensor zeigt, der sich mal hier, mal dort hinter einer Stellwand versteckt.
Was braucht ein Klimachampion?
Die Swiss Indoors finden seit 1970 in Basel statt und sind das drittgrösste Tennis-Hallenturnier der Welt. Für die Zukunft hat das Turnier nicht nur sportliche Ambitionen. In einer Partnerschaft mit IWB macht es sich auf den Weg zum Klimachampion. Bis 2030 will es den eigenen CO2-Ausstoss um 50 Prozent reduzieren, bis 2040 komplett klimaneutral sein. Damit folgt es dem Welt-Tennisverband, der die Sports for Climate Action (UNSCA) der UN unterzeichnet hat. In der Schweiz wären die Swiss Indoors damit der erste klimaneutrale Sportevent. Doch auf dem Weg zum Klimachampion braucht es zuerst einmal: Daten.
Deshalb hat Sandro Onorati mit dem Energieberatungsteam bei der letzten Durchführung 2022 sämtliche Energieflüsse in der St. Jakobshalle gemessen. Für ihn war das Resultat eindeutig: «Das grösste Potenzial, Energie einzusparen und damit auch CO2-Emissionen zu senken, liegt
bei Lüftung, Heizung und Kühlung.» Mike Ritter findet das einleuchtend. «Bisher hatten wir für die Swiss Indoors jeweils die Lüftung konstant mit hoher Leistung laufen lassen», meint er. Stets optimale Luft für Gäste, Spieler und Personal war das Ziel. Natürlich sei die Halle im Tagesverlauf unterschiedlich besetzt, der Luftbedarf also immer unterschiedlich, so Ritter. «Aber wir hatten keinen Anhaltspunkt, wann wir Lüftung, aber auch Heizung und Kühlung wie anpassen sollten.»
Lüftungsjournal und ein Nebeneffekt
Diese Anhaltspunkte liefern ihm nun die Sensoren, anhand deren Daten er gemeinsam mit Sandro Onorati während des Turniers permanent Anpassungen macht. «Heute Morgen haben wir die Lüftung noch eine Stunde später hochgefahren. Die Luftqualität ist gleich geblieben, und Rückmeldungen gab es auch keine.» Denn Ritter und sein Team führen ein Journal. Bei Beschwerden wissen sie gleich, ob diese mit den Anpassungen an Lüftung oder Heizung zusammenhängen. Zur Not machen sie sie rückgängig. Doch das musste Mike Ritter noch nicht; die Energie-Fitnesskur geht auf.
«Psst!», sagt Mike Ritter und öffnet die Tür zur Arena, dem Center Court des Turniers. Unten trainieren zwei Spieler, Schuhe quietschen auf dem blauen Bodenbelag. Der Belag, erklärt er, bestehe aus einer Spezialfarbe, die in mehreren Schichten auf einen Holzboden aufgetragen werde. «Wir können beim Aufbau nicht weitermachen, bis sie trocken ist. Das war immer ein Unsicherheitsfaktor.» Jetzt nicht mehr. Mithilfe seines Energieberaters konnte Ritter die Lüftung so einstellen, dass die Farbe schneller trocknet. «Das hat unseren Zeitplan beim Aufbau merklich entspannt», meint er. Sandro Onorati schmunzelt: «Neben der Energie- und Kosteneinsparung erzielen wir auch an dieser Stelle eine positive Nebenwirkung.»
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