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Klimadreh
Magazin

Das Projekt

Birswehr und Kraftwerk Neuewelt

Ein kleiner Fluss mit einem Wehr und einer Baustelle

Wehrschwellen wie die beim Kraftwerk Neuewelt bilden für die meisten Wasserlebewesen unüberwindbare Hindernisse. Deshalb ist die Erstellung der Durchgängigkeit mit einer Fischtreppe hier von grosser ökologischer Bedeutung. Viele Fischarten sind auf die Durchgängigkeit der Gewässer angewiesen. Sie sind auf der Suche nach Laichplätzen, Nahrung und idealen Lebensbedingungen. Gerade der Lachs würde im natürlichen Lebensraum von der Nordsee bis in die Oberläufe der Schweizer Flüsse wandern, so auch die Birs hinauf. Zur Eiablage wandern die Fische in die sauerstoffreicheren Oberläufe der Flüsse. Geschlüpfte Jungtiere lassen sich mit zunehmender Entwicklung dann wieder flussabwärts in strömungsberuhigte Nahrungsbereiche treiben.

Wie funktioniert so eine Fischtreppe überhaupt?

Fische sind entlang der Hauptströmung eines Gewässers unterwegs, deshalb muss sich der Einstieg in die Fischtreppe in unmittelbarer Nähe davon befinden. Dies ist in der Regel im Bereich des Kraftwerksauslaufs der Fall. Fischtreppen helfen den Tieren, Wanderungshindernisse zu umgehen. In treppenähnlichen Bauwerken reihen sich viele Becken mit geringem Höhenunterschied und mit schmalen Schlitzen verbunden hintereinander. Die starke Strömung in den Schlitzen zieht die Fische an. Beim Aufsteigen können sie sich jeweils in den strömungsarmen Becken erholen und sich so auf die nächste Stufe vorbereiten.

Ein Abstieg der Fische über das Wehr soll aufgrund der meist zu geringen Wassertiefen verhindert werden. Die Fische können entweder durch die Fischtreppe absteigen, oder über eine separate Vorrichtung, bei der sie wohl tief fallen, jedoch in ein Becken mit ausreichender Wassertiefe, um den Fall schadlos zu überstehen. Die neue Fischtreppe wurde nach aktuellen Standards geplant und in Laborversuchen verifiziert. Eine Wirkungskontrolle wird zeigen, welche Wege die Fische wählen und wie sie die neue Fischtreppe annehmen.

Ein technisches Modell einer Fischtreppe
Das Modell der neuen Fischtreppe beim Kraftwerk Neuewelt.

Sanierung Wehr und Neubau Fischtreppe beim Kraftwerk Neuewelt

Im Kraftwerk Neuewelt produziert IWB 100% erneuerbaren Strom aus Wasserkraft. Auf den ersten Blick fällt nicht das Kraftwerk selber ins Auge, sondern das Wehr. Die stufenförmige Konstruktion quer über die Birs zeugt von der Historie des Ortes. Sie stammt  aus dem Jahr 1884. Der Untergrund, auf dem das Wehr gebaut ist, war teilweise verwittert. Weil aus diesem Grund das Wasser auch unter dem Wehr durchfloss, senkte es sich immer weiter ab. Daher hat das Tiefbauamt Basel-Stadt das Wehr im Rahmen des Projekts saniert. Da das Wehr im Besitz der Bürgergemeinde Basel-Stadt ist, ist das Tiefbauamt Basel-Stadt für seinen Erhalt zuständig. Zurzeit ist der Bau der neuen Fischtreppe im Gang. Das Bauende ist für den Februar 2025 vorgesehen. Aufgrund der Witterung und des Wasserstands der Birs können sich die Termine ändern.

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Effizienter Hochwasserschutz

Verschiedenste Hochwasserereignisse der Vergangenheit haben aufgezeigt, dass der Abfluss der Birs innert wenigen Stunden sehr stark ansteigen kann. Unter Einbezug von Wetterprognosen und kontinuierlichen Abflussmessungen werden Abflussprognosen für die unmittelbare Zukunft erstellt. Dies ermöglicht es, die Bauarbeiten an die vorherrschenden Bedingungen anzupassen oder gegebenenfalls ganz einzustellen.

Durch die Bauarbeiten wird der Abflussquerschnitt der Birs temporär eingeschränkt. Dies würde bei Hochwasser zu grösseren Überflutungen führen als das normalerweise der Fall wäre. Um Schäden zu verhindern, wurde im Winter 2021/22 entlang der Uferzone eine temporäre Hochwasserschutzwand erstellt. Diese schützt einerseits das Wohnquartier und andererseits die Erschliessungsstrasse für die Baustelle vor Überflutungen. Die Massnahme wurde auf einen Hochwasserabfluss ausgelegt, welcher statistisch gesehen nur alle 100 Jahre auftritt.

Besondere Einrichtungen

Die Bauarbeiten erfolgen in einem sehr sensiblen Umfeld. Arbeiten mit grossem Gerät werden in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnquartier ausgeführt. Zudem werden Massnahmen im Grundwasser und in einem Fliessgewässer mit stark schwankenden Abflussmengen umgesetzt. Darum wird der permanenten Überwachung verschiedenster Parameter grosse Beachtung geschenkt. Mit Erschütterungs- und Lärmmessungen werden die Auswirkungen auf das umliegende Wohnquartier und andere Bauwerke überwacht. Die Grundwasserströme und Oberflächengewässer werden sowohl oberhalb wie auch unterhalb der Baustelle auf verschiedenste Parameter bezüglich Wasserqualität, Temperatur und Abflussmenge überwacht. Beim Überschreiten von definierten Grenzwerten wird automatisch Alarm ausgelöst und die notwendigen Massnahmen werden unmittelbar eingeleitet.

Der «Dalbedyych»

Der St. Albanteich, im Dialekt «Dalbedyych», wurde im 12. Jahrhundert erstellt, um Wasser aus der Birs in das Gewerbequartier im St. Alban-Tal zu leiten. Damit konnten Kornmühlen, Sägewerke und Hammerschmieden betrieben werden; und natürlich auch die im St. Alban-Tal gelegenen Papiermühlen, die Basels kulturelle Blüte im späten 15. Jahrhundert mitgetragen hatten. Der «Dyych» diente jahrhundertelang als wichtigster Energieträger der Stadt. Beim Wiederaufbau der Stadt Basel nach dem Erdbeben 1356 und dem Stadtbrand 1417 spielte der «Dyych» eine wichtige Rolle. Bauholz wurde aus dem Jura über die Birs und den «Dyych» nach Basel geflösst. Während der fortschreitenden Industrialisierung wurde der Kanal teilweise begradigt, um die Energiegewinnung mit Turbinen zu ermöglichen. Die gewerbliche Nutzung des St. Albanteichs endete 1955. Die mittelalterliche Papiermühle des Schweizerischen Museums für Papier, Schrift und Druck wurde 1980 wieder in Betrieb genommen. Auch heute wird die Wasserkraft genutzt. Seit 1998 produziert IWB mit dem Kleinwasserkraftwerk Neuewelt den Jahresverbrauch an Strom für 1000 Haushalte und seit 2006 nutzt das Brunnwerk St. Jakob die Wasserkraft für seine Pumpanlage als historisches Anschauungsobjekt.

Ein altes Mühlerad an der Birs bein Papiermuseum
Mühlrad im St. Albanteich, welcher beim Birswehr beginnt.

Dyychkorporation

Die «Dyychkorporation» nennt sich offiziell Korporation für die Nutzung des St. Albanteiches. Die Korporation ist die Inhaberin aller mit dem Teich verbundenen Wasserrechte. Sie geht auf das Jahr 1336 zurück, ihre heutige Rechtsform hat sie aber erst seit 1964: Sie besteht aus dem Kanton Basel-Stadt, der Einwohnergemeinde der Stadt Basel und der Christoph Merian Stiftung, die entlang dem Teich zahlreiche Liegenschaften mit alten Wasserrechten besitzt. Die halbstaatliche Körperschaft nimmt das öffentliche Interesse an den Möglichkeiten der Energiegewinnung, aber auch an den urbanen Qualitäten des St. Albanteichs wahr.

Vertiefte Informationen

Wollen Sie Ihr Wissen zu einzelnen Themen vertiefen? Wir haben für Sie eine Link-Sammlung zusammengestellt, die Sie konsultieren können, wenn Sie an einzelnen Themen besonders interessiert sind.

 
Fischwanderung

Kommen Sie mit auf eine Fischwanderung (admin.ch)
Offizielle Website des Bundesamts für Umwelt zum Thema Fischwanderung.

Plattform Renaturierung | Plattform Renaturierung (plattform-renaturierung.ch)
Informationsplattform zur Renaturierung von Gewässern, neben Fischgängigkeit geht es hier auch um die Themen Schwall und Sunk und Geschiebehaushalt bei Kraftwerken, Revitalisierung sowie Gewässerraum.

Magazin «die umwelt» 3/2023 - Unser Wasser (admin.ch)
Hier kann das Magazin des Bundesamts für Umwelt, Ausgabe 3/2023 zum Thema Gewässer und Fische heruntergeladen werden.

www.fischereiberatung.ch: FIBER
Fachinformationen und Anlässe/Kurse zum Thema Fische in der Schweiz.

Wehr und St. Albanteich

St. Albanteich – Informationen rund um den St. Albanteich (dalbedyych.ch)
Website der Korporation für die Nutzung des St. Albanteichs mit Informationen zur Geschichte, Wissenswertem, Aktivitäten und weiteren Inhalten.

Eisenbahnunglück von Münchenstein 1891 (altbasel.ch)
Informationen zur Eisenbahnkatastrophe in Münchenstein 1891 – bei den Bauarbeiten am Wehr wurden einige Fundstücke dieses Ereignisses angetroffen.

Kraftwerk

Kleinwasserkraft (admin.ch)
Offizielle Website des Bundesamts für Umwelt zum Thema Kleinwasserkraft.

Wasserkraft: Strom umweltfreundlich produzieren (energieschweiz.ch)
Informationen zur Wasserkraft in der Schweiz von EnergieSchweiz, der Informations- und Sensibilisierungsplattform des Bundes.