Solaranlage auf Melchsee-Frutt
Die Energieversorgerin IWB und das Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) bauen in den nächsten Tagen auf der Melchsee-Frutt eine Demonstrations-Anlage für die dort projektierte alpine Photovoltaik-Anlage. Die Installation soll Anwohnern und Gästen das System veranschaulichen. Sie hilft aber auch den Projektträgern wie auch den beteiligten lokalen Unternehmen erste Erfahrungen zu sammeln, um eine mögliche künftige Grossanlage auf der Frutt besser planen und bauen zu können.
Sonne, Schnee, Kälte, Zugänglichkeit und eine gute Netzinfrastruktur sind die Voraussetzungen für möglichst viel Solarstrom im Winter. Melchsee-Frutt erfüllt alle diese Kriterien. Die Region ist deshalb ein idealer Standort für die seit dem Herbst 2022 vom Bund geforderten und geförderten alpinen Gross-PV-Anlagen. Claus Schmidt, CEO von IWB, sagt dazu: «Mit einer alpinen Photovoltaik-Anlage auf der Frutt leisten wir gerade auch im Winter einen grossen Beitrag zur Energiewende – und das zusammen mit starken lokalen Partnern». Neben der IWB engagiert sich das EWO als lokaler Energieversorger im Projekt. Thomas Baumgartner, Vorsitzender der Geschäftsleitung des EWO ergänzt: «Eine vorhandene Netzinfrastruktur ist eine wichtige Rahmenbedingung bei der Realisierung von alpinen Photovoltaik-Anlagen. Als Projektpartnerin sind wir verantwortlich für die Planung einer effizienten, nachhaltigen und bewilligungsfähigen Netzinfrastruktur». Der nächste Schritt ist nun die erste Demonstrationsanlage mit originalgrossen Panels und Unterkonstruktionen, die auf der Melchsee-Frutt in den kommenden Tagen installiert wird.
Anschauungs- und Testobjekt
Die Demo-Anlage soll allen Interessierten zeigen, wie eine alpine Photovoltaik-Anlage aussieht und wie unter und zwischen den Panels eine landwirtschaftliche Nutzung weiterhin möglich ist. Die Projektpartner testen damit aber auch Komponenten, um mögliche Optimierungen eruieren zu können. Zudem wird schon jetzt auf eine möglichst einfache Rückbaubarkeit der Konstruktion geachtet.
Drei bis vier Meter über Boden
Die sogenannten Solartische bestehen aus mehreren, in der Regel acht bis zwölf in einem Rahmen zusammengefassten Solarpanels. Die «Tischplatte» steht auf einer stählernen Unterkonstruktion, so dass die Unterkante der Panels sich rund vier Meter über Boden befindet. Die Höhe ist nötig, damit die Panels bei durchschnittlicher Schneelage nicht im Schnee versinken. Aber auch Vieh und Wildtiere müssen sich darunter gefahrlos bewegen können. Die beidseitig aktiven Panels stehen zudem sehr steil bei 60 Grad, sodass auch allfällig aufliegender Schnee direkt abrutscht. Sie können so die Wintersonne gut auffangen und produzieren auf Vorder- und Rückseite Strom. Denn der Schnee reflektiert das Licht auch auf die Nordseite der Panels. Die Energie-Ausbeute steigt so signifikant. Alpine Photovoltaik-Anlagen erbringen deshalb ihre grösste Produktionsleistung zwischen Mitte Februar und Ende April. Dann sind die Alpen meist tief eingeschneit, die Tage werden aber schon deutlich länger, die Stauseen leeren sich zusehends und die Gefahr einer Stromknappheit ist dann am grössten.
Anlage nördlich des Tannensee
Als bedeutende Landeigentümerin stellte die Alpgenossenschaft Kerns ausserhalb der steinernen Brücke diesen Sommer einen Perimeter von über 1 000 Hektaren zur vertieften Prüfung zur Verfügung. Eine Machbarkeitsprüfung und intensive Untersuchungen zur Umweltverträglichkeit zeigen nun einen maximalen Perimeter von 45 Hektaren nördlich des Tannensee als idealen Standort für den Bau einer Anlage. Entscheidende Faktoren waren nebst lokalen Ansprüchen, die Umweltverträglichkeit, Zugänglichkeit des Terrains aber auch Netzanschlusskapazitäten. Wertvolle Lebensräume, so zum Beispiel Flachmoore, wurden ausgenommen. Eine Anlage an diesem Standort kann mit einer Leistung von 27 Megawattpeak rund 45 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Das entspricht einem Jahresbedarf von mehr als 10'000 Haushalten.
Hohe lokale Wertschöpfung angestrebt
Bei den Bauarbeiten kommen wo immer möglich lokale Unternehmen zum Zug. Dies passt ins Gesamtkonzept der Projektpartner IWB und EWO. Claus Schmidt betont: «IWB baut die eigene Solarproduktion stark aus und investiert in neue Photovoltaik-Anlagen. Wir machen das gern zusammen mit ansässigen Partnern und unterstützen damit die lokale Wertschöpfung – erneuerbar und einheimisch.» Auch von den künftigen Erträgen der Anlage soll neben der Landeigentümerin auch die Standortgemeinde Kerns profitieren.
Landeigentümer und Stimmbevölkerung haben das letzte Wort
Damit die Anlage realisiert werden kann, braucht es vor der Eingabe des Baugesuchs beim Kanton die Zustimmung der Landeigentümerin und der Standortgemeinde. Die Projektpartner haben nun die erforderlichen Unterlagen eingereicht und planen zusammen mit der Gemeinde Kerns eine umfassende Infoveranstaltung Mitte Oktober. Sie ermöglicht eine fundierte Meinungsbildung vor der geplanten Abstimmung im November 2023.
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Bildmaterial
Visualisierung Photovoltaik-Anlage auf der Melchsee-Frutt nördlich des Tannensees
Bildnachweis: zVg IWB
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Bildnachweis: zVg IWB
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