Energiehandel

IWB setzt auf einen geographisch und technisch diversifizierten Kraftwerkspark. Mit unseren Beteiligungen an Schweizer Wasserkraftwerken verfügen wir über grosse saisonale Speicher (rund 400 GWh) mit flexibel einsetzbarer Leistung (rund 600 MW). Diese setzen wir intelligent ein und entscheiden laufend (24/7), wann Wasser und (Pump-)Turbinen zur Produktion eingesetzt werden. Mit dieser optimierten Stromproduktion realisieren wir an den Spotmärkten die bestmöglichen Erlöse. Den Einsatz der Kraftwerke realisieren wir mit dem Fahrplanversand bzw. «Scheduling». Das alles und viele weitere betriebskritische Prozesse stellen hohe Anforderungen an Menschen und an die IT. Um die Resilienz zu erhöhen und die Wertschöpfung zu maximieren, setzen wir zunehmend auf automatisierte Prozesse und intelligente Algorithmen.

An den Strombörsen handeln wir nicht nur für den optimalen Einsatz unserer Kraftwerke, sondern auch, um die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden abzudecken. Während wir den Strombedarf der privaten Haushalte weitgehend aus der Eigenproduktion decken, entwickeln wir für Gewerbe und Industrie attraktive Produkte und stellen täglich sicher, dass unsere Kundinnen und Kunden auch erhalten, was sie bestellt haben. Das gilt nicht nur für Strom, sondern auch für Gas, das wir sowohl für die Kundschaft wie für den Eigenbedarf zur Produktion von Dampf und Fernwärme beschaffen. Zur Erfüllung der Qualitätsanforderungen von IWB und der Kundinnen und Kunden handeln wir Strom- und Biogas-Herkunftsnachweise. Zudem beschaffen wir für unsere Produktion CO₂-Emissionsrechte.

Energieerzeugung und Einkauf auf der einen Seite, Energieabsatz und Verkauf auf der anderen Seite – eine Gleichung, die über das ganze Jahr aufgehen muss, spätestens zum Zeitpunkt der Lieferung. Damit dies geordnet und zielgerichtet geschieht, gilt es, Positionen umfassend und regelmässig zu erfassen, zu planen, zu prognostizieren und für Handelsentscheidungen aufzubereiten. Auf der Basis unserer Nettopositionen und unserer Markt- und Risikobewertungen setzen wir Absicherungsstrategien um. Restpositionen schliessen wir über den kurzfristigen Handel.

Langfristige Positionen bewirtschaften wir am Terminmarkt. Mit dem Kauf und Verkauf von Terminprodukten sichern wir Preise ab, um Lieferungen zum vereinbarten Preis zu erbringen und das Unternehmensergebnis zu stabilisieren. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit von Terminprodukten und der vielen kurzfristigen Einflussfaktoren auf Kraftwerkseinsatz und Kundenverhalten (z.B. Wettereinflüsse) hat aber auch die Bewirtschaftung unserer offenen Positionen im Spotmarkt eine sehr hohe Bedeutung. Neben dem Handel Over-the-Counter und an Börsen verkaufen wir zudem kraftwerksbezogene Systemdienstleistungen.

Die ausgewogene Balance von Energieerzeugung und Energieabsatz managen wir über Bilanzen. Als bilanzgruppenverantwortliches Unternehmen stellen wir für unsere Strombilanz sicher, dass Energiegeschäfte mit anderen Bilanzgruppenverantwortlichen und mit Handelspartnern im In- und Ausland abgewickelt werden können, und dass wir Kraftwerke einsetzen und unsere Endverbraucher beliefern können. Für unsere Gasbeschaffung übernimmt der Gasverbund Mittelland als Vorlieferant das Bilanzgruppenmanagement. Um Zertifikatsbilanzen kümmern wir uns hingegen wieder von A bis Z selbst. 

Risiken identifizieren, analysieren, messen, bewerten und steuern ist «daily business». Dafür wartet unser Risikomanagement mit einigen Besonderheiten auf. So müssen wir mit verschiedenen betriebskritischen Prozessen umgehen, die nur im Zusammenspiel von Mensch und Maschine zu bewältigen sind. Die Grundlagen unseres Geschäfts sind komplex und in verschiedenen Bereichen nicht linear. Die Abhängigkeiten der Einflussfaktoren auf den Kraftwerkseinsatz und das Kundenverhalten sind vielschichtig. Hinzu kommt, dass Speicherkraftwerke mit flexibel einsetzbarer Leistung Realoptionen darstellen, die stochastischen Entwicklungen ausgesetzt sind. Entsprechend setzen wir für die Bewertung unserer Risiken auch Modelle höherer Mathematik ein. Und dann gilt es auch noch, sich in den verschiedenen, voneinander abhängigen Risiken (z.B. Markt-, Gegenpartei- und Liquiditätsrisiken) zu positionieren.